18 Mai 2017

Zur Pathologie des deutschen Untertans

Submitted by Hermann

Zur Pathologie des deutschen Untertans

 

(Armes Deutschland)

 

 

Fotos: Mephisto über Wittenberg (E. Delacroix), Merkel, Ackermann, Untertan (H.Mann), Fotomontage von HG aus Wikimedia Commons und google.com

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[Sprechgesungener Dialog mit intermittierendem Trommelwirbel zwischen doppelgestaltigem Mephisto und deutschem Untertan]

 

Untertan: (bescheiden aber fest)

Ich bin klein,

mein Herz ist rein.

Soll niemand drin wohnen

als Ich allein.

Mephisto: (verärgert)

Einspruch!

Das duld‘ ich nicht,

kleiner Wicht.

Dein Herz gehört mir,

nicht Dir.

Untertan: (unbeeindruckt)

Bin ich auch klein,

doch nicht allein.

Wir sind viele,

wir sind stark,

wir sind frei,

und wir sind gleich.

Wir sind Brüder,

wir sind Bürger

in Unserem Land.

Du hast verkannt,

dass Du es bist,

der frisst,

aus unsrer Hand.

Mephisto: (gönnerhaft)

Du Deutscher!

Hör gut mir zu!

Der STAAT liebt Dich

und auch das GELD liebt Dich.

Sicher,

kein Zweifel ist angebracht.

Du hast die Macht

durch Deine Wahl

alle vier Jahr.

Das nenn ich Freiheit:

Ein Kreuz zu setzen

auf einen Fetzen

aus Papier.  

Ich mein‘ es gut mit Dir.

Untertan: (kämpferisch)

Auf meiner Seit‘

steht Menschenrecht,

steht Volkes Souveränität

und auch meine Identität.

Das lass‘ ich mir nicht nehmen,

noch vom STAAT, noch vom GELD,

nicht in aller Welt.

Mephisto: (verführerisch)

Mein Lieber,

Du wirst erfahren:

In Deinem Namen

werd‘ ich entscheiden,

richtig entscheiden.

Verlass Dich auf mich

so wie ich mich auf Dich.

Bist doch ein guter Mensch,

rechtschaffen, arbeitsam,

folgsam und gehorsam.

So gehört es sich.

Dafür belohn‘ ich Dich.

Mit Brot und noch viel mehr

stopf ich Dein Maul so sehr,

dass Du vergisst,

wer Du bist:

Ein rechter Untertan.  

  Untertan: (letzter Protest)

Ja aber,

ich will doch auch regieren,

will auch entscheiden,

über mein Leben,

über Mein Herz.

Mephisto: (gnädig, überzeugend)

Wie schön wird erst Dein Leben

in STAATens schützender Hand.

Und GELD wird Dich versorgen

wie Gestern, Heute und auch Morgen.

Ich zahle Dir die Rente,

Hartz Vier und Müttergeld.

Und wenn es ganz schlimm kommt,

ist da die Tafel und der Müll.

Satt wirst Du immer;

Schlimmer wird’s nimmer.

Kopf hoch,

schlaf gut,

Vertrau’ dem STAAT,

Vertrau‘ dem GELD,

Wie schön ist unsre Welt!

Untertan: (letztes Gestammel)

Wie gut, dass ich Dich hab‘.

Dank Dir STAAT!

Dank Dir GELD!

Wozu auch frei,

wenn’s unfrei besser geht.

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HG (11.9.2014)

 

(Ob der Untertan zur Bundestagswahl 2017 zum freien Buerger wird?)