Liebe in Zeiten der Armut
Submitted by HermannLiebe in Zeiten der Armut
Geschichte aus dem Süden Ecuadors
Foto: Wikimedia Commons, Gelbe Guayacán-Bäume, Süden Ecuador, Blüte im Januar
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Folge 1
Es war nicht einfach, zwei Pick-up-Fahrzeuge für den Klassenausflug von Ceiba Chica durch den Trockenwald nach Mangahurco zu organisieren. Der reichste Mann im Kanton Zapotillo, an der südwestlichen Grenze zu Peru, der Großgrundbesitzer V. und Monopolist der Wassernutzung des einzigen Flusses der Gemeinde, dem Rio Alamor, der ganzjährig seine weiten Felder im trockensten Gebiet des Landes bewässerte, war ein ausgemachter Geizkragen. Mit einem seiner Lastwagen hätte er den Klassenausflug leicht ermöglichen können. Doch meinte er, die Kinder seiner Landarbeiter und der „precaristas“, der armen Gelegenheitsarbeiter, die in der Umgebung seiner Felder wohnten, sollten besser auf ihre Ziegen aufpassen, damit diese nicht von Hunger getrieben einen Durchschlupf zu seinen eingezäunten Algarrobo- und Tamarinden-Bäumen fänden. Diese Leguminosen-Bäume mit den eiweißhaltigen Schoten waren für die durchschnittlich 40 Ziegen, dem einzigen Hab und Gut einer jeden Precaristas-Familie, neben einer zinkblech-gedeckten, armseligen Lehmhütte, das Leckerste und Nahrhafteste, was eine Ziege in dieser kargen und großteils mondähnlichen Landschaft finden konnte. Rosa, die 28jährige Klassenlehrerin von 20 Mädchen und Jungen im Alter von 13 bis 15 Jahren hatte auf der Suche nach alternativem Transport Jorge, den 18jährigen Hausmeister der 10klassigen Schule, überreden können, in der Kantonsstadt Zapotillo nach Transportmöglichkeit für den Ausflug zu suchen.
Jorge machte sich umgehend mit seinem heruntergekommenen Fahrrad auf den Weg. Dieses war schon viele Jahre auf Schotter- und Sandwegen gehörig strapaziert worden. Als einziger Luxus in seiner zehnköpfigen Familie musste das Rad mit zahlreichen kleineren Geschwistern und den Eltern geteilt werden. Außer Jorge besaßen nur die hochmütigen Kinder des Großgrundbesitzers Mountainbike-Fahrräder. Für deren nagelneue Räder mit Gangschaltung ließ Señor V. einen eigens gezimmerten Unterstand auf dem Schulgrundstück errichten. Seine verwöhnten Kinder besuchten lediglich die ersten 6 Jahre in der Schule von Ceiba Chica, bevor sie in der über 200km entfernten Provinzhauptstadt Loja in einer von Pfaffen geführten Schule die Sekundarstufe als Vorbereitung zum Universitätsstudium absolvierten.
Die zehn Kilometer lange Fahrt auf der staubigen und wellblechartigen Schotterstraße nach Zapotillo sind bei der ganzjährig herrschenden Gluthitze auf dem Fahrrad kein Zuckerschlecken. Die Precaristas benutzen normalerweise die wenigen vorbeikommenden Busse am Tag oder legen die Entfernung zur kleinen Stadt auf dem Eselsrücken zurück. Pferde besitzen nur der Großgrundbesitzer und einige begüterte Landwirte im Kanton.
Jorge war in Eile und verschwendete keinen Gedanken an die Strapazen der Radfahrt. Vor ein paar Tagen, Mitte Januar 1996, war der erste Regenguss hernieder geprasselt, und das seit drei Jahren zum ersten Mal. Der korktrockene, steinige, graubraune, unfruchtbare Boden, mit Ausnahme der bewässerten Flussauen des Großgrundbesitzers, hatte sich in vier Tagen in eine hellgrüne Märchen-Landschaft verwandelt. Und der mit Guayacan-Bäumen durchsetzte Trockenwald auf der Strecke in Richtung Mangahurco würde jetzt für acht Tage in gelber Blütenpracht erstrahlen, was nicht nur eine einmalige Attraktion für die Einheimischen darstellt. Das Erleben der plötzlichen Verwandlung dieser ariden Landschaft, die für kurze Tage nur ihr gelbgrünes Brautkleid überstülpt, duldete keinen Aufschub des kurzfristig geplanten Klassenausfluges. Der Transport der Schulkinder musste umgehend organisiert werden.
Aber nicht nur der Ausflug der Schulkinder ging in Jorges Kopf herum. Er hatte erst zum laufenden Schuljahr die Stelle des Hausmeisters angetreten. Und das war für ihn wie für seine Familie ein unschätzbares Glück. So war er mit den Lehrern und den Gutsarbeitern der einzige, der ein regelmäßiges Gehalt bezog, wenn auch nur von etwa 100 US$ monatlich. Das bewahrte seine Familie davor, nicht nur auf den Verkauf von Ziegen und Hühnern angewiesen zu sein sowie um Gelegenheitsarbeit bei Señor V. zu betteln. Jorge hatte gerade als einer der Besten die Sekundarstufe in Zapotillo abgeschlossen und verfügte daneben über handwerkliche Kenntnisse, die nun einmal das Amt eines Hausmeisters einer Landschule erforderte. Seit er die freigewordene Stelle im Laufe des Jahres 1995 in Ceiba Chica angetreten hatte, war sein Gemüt in heller Aufregung. Der Grund lag in der täglichen Begegnung mit Rosa, die gleichfalls im ersten Jahr an der Schule unterrichtete. Sie kam aus der Provinzhauptstadt Loja und träumte davon, später einmal ihre pädagogische Ausbildung als Gymnasialschullehrerin abschließen zu können. Aber die Anstellung als Grundschullehrerin in den oberen Klassen gab ihr mit den 200 US$ Monatsverdienst kaum die Möglichkeit, für ein Weiterstudium zu sparen.
Rosa, oder besser Rosita, wie sie liebevoll von allen genannt wurde, war ein wahrer Schatz. Ihre Frische und allgegenwärtige gute Laune, ihre spritzige Intelligenz und ihr bezauberndes Äußeres versetzten die übrigen Lehrerinnen und Lehrer, die Dorfbevölkerung und vor allem ihre anvertrauten Schüler in Aufbruchsstimmung. Selbst Señor V. konnte nicht umhin, ihr galante Avancen zu machen. Sie war so etwas wie eine Guayacan-Blüte in der allgemeinen Farblosigkeit und Armut ihrer neuen, verhärmten Umgebung. Ihr „novio“ (Freund) war leider in weiter Ferne. Er brauchte seine pädagogischen Studien in Loja nicht aus Geldmangel unterbrechen und Rosita traf ihn jetzt nur noch einmal im Monat, wenn sie in der Provinzhauptstadt ihr Salär abholte. Trotz der schwierigen Lebens- und Arbeitsbedingungen in Ceiba Chica am „Ende der Welt“, wie sie meinte, sprühte sie jeden Tag aufs Neue vor Energie, begeisterte ihre Umgebung und versuchte, sich mit mitgebrachter Literatur weiterzubilden. Ihre Unterrichtsfächer waren Mathematik, Naturwissenschaften und Geschichte.
Jorge wurde von Beginn an in Rosas Bann gezogen. Er galt mit seinen 18 Jahren als der attraktivste junge Mann in der Gemeinde und hatte mit seinem Sekundarschulabschluss in Zapotillo nicht nur die Bewunderung seiner hart arbeitenden Eltern, die Analphabeten waren, errungen, sondern auch die Wertschätzung der Dreitausend-Seelengemeinde von Zapotillo erfahren. Er war der beste Sportler und auch beste Tänzer der Sekundarschule gewesen und so manche junge Frau machte sich trotz seiner erbärmlichen Herkunft Hoffnung auf seine Zuneigung. Er würde es später im Leben sicher zu etwas bringen. Seine Schulliebe war Jessica, die mit ihm die Schulbank drückte, und die die Stelle einer Sekretärin in Ceiba Chica ergattern konnte. Ebenso klug und flugs bei der Hand wie Jorge wachte sie über die administrativen Aufgaben der Schule.
Jorge und Jessica waren das ideale Pärchen, um neben den Lehrerinnen und Lehrern die Geschicke der Schule zu verwalten. Das hatten sie vor allem auch der Tatsache zu verdanken, seit Anfang ihrer Liebesbeziehung im Alter von 15 Jahren zu wissen, wie sie eine etwaige Schwangerschaft vermeiden könnten. Beider Ambitionen gingen über eine Perpetuierung eines Lebens in erdrückender Armut wie bei ihren Eltern hinaus. Sie wollten jede sich bietende Gelegenheit beim Schopfe ergreifen, um im Leben voranzukommen. Jeder kirchliche Seelenfänger hätte seine wahre Freude an dem Pärchen gehabt, die sich mit gehörigem Wissen und einiger Disziplin ausgestattet, der natürlichen Verhütungsmethoden bedienten. Auch der in ihrer ärmlichen Umgebung übliche Alkoholgenuss über das Maß hinaus konnte sie nicht verführen, wie gemeinhin von ihren Altersgenossinnen und –genossen bezeugt, ihren Sinnen ungezügelt freien Lauf zu lassen, um anschließend die bitteren Früchte ernten zu müssen. Wie viele ihrer Mitschülerinnen und Mitschüler waren schon ab dem 13ten Lebensjahr gezwungen, die Schule zu verlassen, weil Gott angeblich rief: „Lasset die Kindlein zu mir kommen!“? In diesem Sinne hatten Jorges Eltern 11 Kinder in die Welt gesetzt, von denen drei in frühem Alter verstarben. In Jessicas Familie war es ebenso. Und Jorge wird nie den Ausspruch seiner verehrten Großmutter vergessen:
„Jorge, Kinder sind etwas Wunderbares, aber sie sollten unser zukünftiges Leben nicht zur Hölle machen. Ich und auch Deine Mutter waren und sind ewig dankbar, dass wir Euch haben. Doch wie Du selbst siehst, wir konnten Euch nicht mit den Möglichkeiten in die Welt entlassen, die ihr verdientet, um ein besseren Leben genießen zu können. Leider sind wir dazu verurteilt, ein Leben ohne nie endende Armut in einer trostlosen und doch wunderbaren Heimat zu verbringen.“
In Zapotillo gelang es Jorge, zwei Händler für den übernächsten Tag zum Transport der Schulkinder auf ihren Pick-ups zu bewegen. Noch vor Schulschluss überbrachte er Rosa atemlos die gute Nachricht, die von ihr und den Kindern mit Jubel aufgenommen wurde.
Jessica wurde in letzter Zeit oft Zeugin, wie es Jorge beinahe die Sprache verschlug, wenn er mit der zehn Jahre älteren Lehrerin sprach. Warum schien immer dann seine Stimme belegt und seine Gesten fahrig? Sie fragte sich, ob es nur Zeichen eines gehörigen Respekts vor Rosa sei. Dass die Lehrer Rosa mehr Aufmerksamkeit zukommen ließen als ihr, störte sie nicht. Aber dass der sonst so selbstsichere Jorge Rosita gegenüber Unsicherheit zeigte, war ihr ganz und gar nicht recht.
Der Schülerausflug wurde für alle Beteiligten zu einem gelungenen Ereignis, das vor allem für Jorge bleibende Spuren hinterließ. Nicht nur das Erleben der plötzlich erblühten Schönheit der Natur, sondern die dadurch angesteckte Stimmung des gemeinsam Erlebten übertrug sich gleichwohl auf die Schulkinder und die Erwachsenen. Jorge begleitete Rosas Klasse und saß neben ihr in der Fahrerkabine. Die räumliche Enge und das Hin und Her des Autos auf den schlaglochhaltigen Wegen, die die Schülerinnen und Schüler auf der Ladefläche zu stetiger Aufmerksamkeit zwangen, brachten es für Rosa und Jorge zwangsweise mit sich, dass sich beide zum ersten Mal in gegenseitiger Berührung erfuhren. Der sonnige Tag, die körperliche Bewegung auf der gemeinsamen Wanderung durch den Baumblütenwald und das Picknick unter Guayacan-Bäumen hatten nach und nach eine äußere und innere Hitze verursacht, die auf der schweigsamen Rückfahrt unweigerlich Sehnsüchte heraufbeschwor. Für Rosa war es Dankbarkeit, in der Ferne vom „novio“ einen jungen Freund an ihrer Seite zu haben. Für Jorge war es die aufkommende Neugier gegenüber einer ihm scheinbar unerreichbaren, reifen und doch jungen Frau.
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G. kam einige Monate später in 1996 erstmals nach Ceiba Chica und Zapotillo. Das war dem Grenzkonflikt zwischen Peru und Ecuador im Januar und Februar 1995 zu verdanken. Die Regierung in Quito hatte beschlossen, etwas für die vom Konflikt betroffene Grenzregion zu tun, die in friedlichen Zeiten nie auf Aufmerksamkeit der Zentralregierung hoffen durfte. G. leitete eine kleine Gruppe von Entwicklungsberatern, die eine nachhaltige Entwicklung entlang der Grenze in die Wege leiten sollte. Der Konflikt zwischen Peru und Ecuador wurde insbesondere von Peru angezettelt, um Präsident Fujimori den nötigen nationalen Rückhalt zu verschaffen, eine dritte Präsidentschaftswahl zu gewinnen. Die bewaffnete Auseinandersetzung in der „Cordillera del Condor“, im geteilten Amazonasgrenzgebiet, hatte überdies das Ziel, eine bis dahin langjährige ungelöste Grenzziehung in einem beiderseits akzeptierten Friedensabkommen einer endgültigen Lösung zuzuführen. Die peruanische Seite erhoffte sich wesentliche Geländegewinne, da die Cordillera reiche Gold- und Kupfervorkommen und auch eines der reichsten Gebiete der Welt an genetischen Ressourcen aufweist. Auf peruanischer Seite gab es einige Hundert tote Kriegsopfer, auf ecuadorianischer Seite etwa Hundert.
Der Konflikt endete wie das „Hornberger Schießen“. Beide Seiten erklärten sich als Sieger, beide Seiten haben ihre toten und lebendigen Helden, doch Geländegewinne können sich weder Peru noch Ecuador auf die Fahnen schreiben. Dafür wurden Menschenleben geopfert und Millionen an Steuergeldern in beiden Ländern verbrannt. Halt, zwei positive Folgen des Grenzkonfliktes gab es doch, die aber auch ohne kriegerischen Konflikt hätten erreicht werden können: Einmal die definitive Grenzfestlegung, die nach beinahe zweihundert Jahren kriegerischer Auseinandersetzungen zwischen beiden Staaten als rechtsgültig anerkannt wurde sowie auch die Schaffung einer binationalen integrierten Grenzregion, die den Aussöhnungsprozess fördern sollte. Obwohl sich der Konflikt in der Amazonasregion abspielte, waren auch Tausende Menschen aus Ecuadors Zentral- und Küstenregion entlang der Grenze betroffen. Aus Angst vor einer Invasion Perus wurden die Bewohner in diesen Gebieten Ecuadors wochenlang von der Grenze ins Innere des Landes verfrachtet.
Die Hauptschule von Ceiba Chica wurde zu einer von drei Modellschulen in diesem südlichsten und ärmsten Zipfel Ecuadors erklärt. Erziehung und Ausbildung von allen Kindern und Jugendlichen ohne Ausnahme sollten die wichtigste Komponente in einem nachhaltigen Entwicklungsprozess bilden. Dazu wurde es als notwendig erachtet, dass Lehrerinnen und Lehrer als oft einzige Vertreter des Staates in den ärmsten Regionen des Landes auch neben der Erzieherrolle die Rolle von Sozialarbeitern in den Gemeinden wahrzunehmen hätten. Als Leitwort galt: Menschliche, freiheitliche Entwicklung kann nur in ganzheitlichem Sinn gelingen, wenn die wesentlichen Mosaiksteine des Lebens in der rechten Weise zusammenfügt werden. Rosa, aber auch Jorge, Jessica und die anderen Lehrerinnen und Lehrer der Schule sowie die Eltern der Kinder und Jugendlichen waren nach Tagen der Diskussion über das Entwicklungsmodell bereit, einen neuen Schritt aus der seit Generationen überlieferten Armut heraus zu wagen.
Nach einem siebenwöchigen Seminar von mehr als 70 Lehrern aus der Region in allen wesentlichen Aspekten menschlichen Daseins in ländlicher Umgebung begannen die Lehrerinnen und Lehrer in den drei Modellzentren ihre Arbeit. Diese bezog sich ab jetzt nicht nur auf Schülerinnen und Schüler, sondern auch auf Eltern, die überwiegend Analphabeten waren und bisher im täglichen Kampf fürs Überleben mit Niemandes Unterstützung rechnen konnten. Der neue Eifer der Lehrkräfte übertrug sich auf Kinder, Jugendliche, Eltern und Alte. Jeden Tag fanden nach dem Schulunterricht und der Arbeit in Haus und Feld Veranstaltungen auf dem Schulgelände statt. Rosa hatte sich in Fragen der Familienplanung und –hygiene spezialisiert und versammelte einmal in der Woche Mädchen ab 13 Jahren sowie junge und erwachsene Frauen und besprach mit ihnen alle wichtigen Fragen der Frauenemanzipation, d. h. der Erlangung eines selbstbestimmten Lebens der Frauen in einer bis dahin ausgeprägten "Macho-Gesellschaft". Da das Thema der frühen Schwangerschaft, der Kinder- und Müttersterblichkeit sowie der damit verbundenen Armut der Familien viele Mitglieder in die Emigration trieben, dauerten ihre vollbesuchten Diskussionsabende oft bis Mitternacht. Ihre Schülerinnen und Schüler ab 14 Jahren bekamen im von ihr eingeführten Sexualunterricht Unterweisung im Gebrauch von Kondomen und lernten die Verhütungsmethoden kennen. Die Schulmädchen erhielten Kondome umsonst und begannen ihren Verehrern beim Insistieren auf die „prueba de amor“ (Liebesbeweis, um die Freundin zum Geschlechtsverkehr zu veranlassen) zu entgegnen: „Ja, aber nur mit Kondom“, woraufhin die Jungen in den meisten Fällen davon abließen, die Mädchen weiterhin sexuell zu bedrängen.
Der Zusammenhalt des Schulpersonals und der Eltern- und Schülervertreter wuchs von Tag zu Tag. Das wurde auch durch gemeinsames Anlegen vom Schulgarten, Tischlerwerkstatt, Verbesserung des Schulgebäudes und den sportlichen und künstlerischen Aktivitäten gefördert. Mindestens einmal im Monat fanden auch Feste mit allen Gemeindemitgliedern statt bei denen von den Kleinsten bis zu den Ältesten alle anwesend waren. Rosa ging in ihrer neuen Rolle derart auf, dass ihr die Trennung von ihrem „novio“ immer weniger ausmachte. Die zehn Lehrer und Lehrerinnen wohnten verstreut bei den „Precaristas“ in meist angebauten einfachsten Zimmern. Für Unterkunft und Verpflegung bezahlten sie ihren Gastfamilien durchschnittlich 70 US$. Elektrisches Licht gab es nur in der Schule, von einem Generator erzeugt. In den Hütten mussten Petroleumlampen herhalten. Wie von selbst ergab es sich, dass das Schulpersonal des Abends nach den Versammlungen in der Schule noch bei einem Lehrer oder einer Lehrerin zusammenhockte und vor dem Schlafengehen in der Kühle der hereinbrechenden Nacht ihre Erfahrungen und persönlichen Erlebnisse austauschte.
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Foto: Kantonsregierung von Zapotillo, Ecuador, Typisches Anwesen einer "Precaristas-Familie"
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Folge 2
Das dürftige Anwesen von Jorges Familie, wo auch eine Kollegin von Rosa untergebracht war, war das letzte in Ceiba Chica auf dem Weg nach Zapotillo. Rosa hatte ihr Zimmer in der vorletzten Hütte. So ergab es sich, dass sie und Jorge sich nicht nur in der Schule täglich begegneten, sondern auch in den Abendstunden. Jessica hingegen musste täglich bei Sonnenuntergang den letzten Bus nach Zapotillo nehmen, wo sie bei den Eltern wohnte.
Rosa war inzwischen zu der Überzeugung gelangt, sie und Jorge seien mit der Zeit feste Freunde geworden, was sie auch der Gelegenheit zuschrieb, auf den Festen beim Cumbia-Tanz gegenseitige Berührungsängste überwunden zu haben. Beide hatten das gleiche extrovertierte Temperament, besaßen die gleiche „chispa“ (Funken), um die Menschen in ihrer Nähe anzurühren und träumten von Wegen aus ihrer ärmlichen Umgebung heraus. Doch sah Rosa den zehn Jahre jüngeren Jorge immer in einer Einheit mit Jessica. Etwas anderes als mit Jorge zu kokettieren, zu albern oder gemeinsam in der Schule zu arbeiten, konnte sie sich nicht vorstellen. Bei Jorge war die Gefühlslage eine andere. Sein sexueller Austausch mit Jessica wurde mit der Zeit immer seltener. Er suchte bewusst Ausflüchte, um Jessica aus dem Wege zu gehen. Damit wollte er wohl auch unbewusst Rosa zeigen, dass seine Beziehung mit Jessica keine feste sei. In seiner Phantasie stellte er sich alle möglichen Liebesabenteuer mit Rosa vor. Aber wie konnte er das in seinem Alter und in seiner Situation eines Habenichts nur zu hoffen wagen? Er hatte ja kaum das Geld, Rosa ein Bier zu spendieren geschweige denn seine Studien fortzusetzen.
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Für Rosa schlug das Film-Projekt wie eine Bombe in ihr Leben ein. In 1997, ein Jahr nach Beginn des Entwicklungsmodellversuchs, kam eine Filmcrew für zehn Tage nach Zapotillo, die die bisherigen Ergebnisse des Modellprojektes für die Regierung, die internationale Gebergemeinschaft und die interessierte Zivilgesellschaft filmisch dokumentieren sollte. Ein zusätzliches Ziel war, allen direkt Beteiligten, den Kindern, Jugendlichen, Erwachsenen und Alten, einen Spiegel ihres bisherigen Handelns vorzuhalten und sie zu ermutigen, den eingeschlagenen Weg fortzusetzen.
Luis, von Freunden Lucho genannt, war der 45jährige Chef eines dreiköpfigen Filmteams, das aus Quito eingeflogen wurde. Lucho war ein allseits gefragter und versierter Dokumentar-Filmemacher und obendrein mit allen Wassern gewaschen, ein Tausendsassa und Bonvivant schlechthin. Zusammen mit G. und anderen Mitarbeitern aus dem Modellprojekt, u. a. auch Rosa, wurde nach erster Feldbesichtigung in einem kleinen Hotel in Zapotillo ein vorläufiges Drehbuch erarbeitet. Zwischen Rosa und Luis begann es bereits am ersten Abend zu knistern. Nach gemeinsamer Arbeit am Drehbuch und einem Abendessen fuhr Luis in dem angemieteten Geländewagen Rosa zurück nach Ceiba Chica. Unter einem stacheligen Faique-Baum, der jeder Trockenheit zu trotzen weiß, versammelte sich eine kleine ausgelassene Gruppe zu einem letzten von Lucho generös spendierten Bier vor Rosas Hütte. Dabei durfte auch der „gepeinigte“ Jorge nicht fehlen, der dem aufkommenden Passions-Sturm zwischen Rosa und Luis nichts entgegensetzen konnte.
Der erste Drehtag war in Ceiba Chica angesetzt, wobei die Aktivitäten von Rosa und den anderen Lehrern im Mittelpunkt standen. Akteure waren alle, Schulkinder, Eltern und Lehrer. Rosa spielte unbewusst die Hauptrolle, nicht nur, weil Lucho sie in seiner Nähe haben wollte und sie immer wieder gekonnt in Szene setzte, sondern weil Rosa instinktiv erkannte, was wie filmisch ausgedrückt werden müsste, um das Modellhafte an ihrer Schule für Außenstehende verständlich zu machen. Am Ende des Tages kam sie zu der Überzeugung, bisher kaum einen Mann kennengelernt zu haben, der ihr dermaßen souverän und attraktiv vorkam. Umgekehrt schien Lucho von Rosita verzaubert zu sein. Er war nicht verheiratet, hatte aber, wie er sagte, eine „novia“. Ihr Verhältnis sei ein sehr lockeres. Rosa schilderte ihre Beziehung in analoger Weise. Was sie Lucho jedoch verheimlichte, war, dass sie ihren „novio“ als einen ganz „normalen“ Typen ansah, von dem sie in letzter Zeit vermutete, er würde sich in ihrer Abwesenheit an Studienkolleginnen schadlos halten.
In den wenigen Drehtagen wurden alle an den Filmarbeiten Beteiligten Zeuge einer Beziehung auf den „ersten Blick“ zwischen Rosita und Lucho. Nichts konnte beide aufhalten. Mal verbrachten sie die Nacht zusammen im Hotel von Zapotillo, mal in der jämmerlichen Behausung von Rosa. Diese spontan aufgeflammte Passion zwischen beiden hatte keineswegs negative Konsequenzen für die Dreharbeiten. Im Gegenteil. Trotz wenig Schlaf arbeiteten beide fieberhaft und zielgerichtet an dem Dokumentarfilm, deren Dreharbeiten denn auch in der vorgesehenen Zeit in der Projektregion beendet wurden.
Lucho und sein Team hatten vor einer Woche den Rückflug nach Quito angetreten, als G. ebenfalls nach Quito aufbrechen musste. Es war ausgemacht, in den kommenden zwei Wochen mit Lucho die Zusammenstellung des Filmmaterials und die Schlussarbeiten des Films zu erledigen. Rosa gab ihm einen langen Brief mit auf den Weg, den er denn auch unverzüglich Lucho ausstellte. Bei G‘s Abschied hatte sie sich noch beklagt, dass ihre Anrufe von Zapotillo ins Studio nach Quito nicht beantwortet wurden. Auch kamen von Quito keine Anrufe zur einzigen Telefonstation nach Zapotillo, wie von den beiden frisch Verliebten ausgemacht.
G. und Lucho arbeiteten intensiv am Film. Die Vizepräsidentin hatte die gesamte Ministerriege, die Vertreter der internationalen Gebergemeinschaft und ausgesuchtes Publikum zu einer feierlichen Veranstaltung im repräsentativen Hotel Quito eingeladen, bei der das Modellprojekt und der Film vorgestellt werden sollten. G. wurde zweimal Zeuge von Rosas Anrufen im Studio. Lucho antwortete kurz und knapp, er hätte augenblicklich zu viel um die Ohren und würde sich nach einiger Zeit wieder melden. Es war offensichtlich, dass er, einmal zurück in Quito, seine Aufmerksamkeit anderen Verpflichtungen und Liebschaften widmen würde.
In der Folge fühlte sich G. und die anderen Projektmitarbeiter in der Region gehalten, Rosa bei der Überwindung ihrer enttäuschten Liebe zu unterstützen. Hatten sie und Lucho nicht in ihrer stürmischen Begegnung gegenseitige Liebesschwüre ausgetauscht, was ihr vorher nie in derartiger Weise widerfahren war? Sollten diese einzigartigen Tage, in denen sie ihr Herz Lucho geschenkt und ihren wachen Verstand der Fertigstellung eines wertvollen Film-Dokumentes gewidmet hatte, wie ein kurzer Regenguss aus dem Nichts gekommen sein, um im nächsten Augenblick in der trockenen Erde zu versickern?
Rosita litt fürchterlich. Während einiger Wochen kam sie des Öfteren verweint in die Schule und ihr fehlte die rechte Lust am Unterricht. Auf das Essen verzichtete sie weitgehend. Doch langsam half ihr die Freundschaft, die sie von allen aus ihrer Umgebung erfuhr, über das Schlimmste hinweg. Dem kam auch entgegen, dass das Erziehungsministerium in Macará, dem Nachbarkanton von Zapotillo, an Wochenenden ein Fernstudium der Pädagogischen Universität von Loja eingerichtet hatte, das den Hauptschullehrern des Modellprojektes eine kostenlose Weiterbildung zum Gymnasiallehrer ermöglichen sollte. Wie eine Besessene stürzte sich Rosa in das Studium. Sie hatte sich als Diplomarbeit das Thema ausgesucht: „Sexualerziehung in der Hauptschule und ihre Bedeutung für die Armutsbekämpfung in einer ländlichen Gemeinde“. Ein statistischer Einführungskurs über Sozialindikatoren für alle Lehrkräfte des Modellversuches sollte ihr zudem helfen, ihre Arbeit mit Schulkindern und Eltern quantitativ und qualitativ bewerten zu können. Sie hoffte, ihr Diplom in zwei Jahren in der Tasche zu haben, um dann in einer Sekundarschule mit einem besseren Gehalt unterrichten zu können. Ihre Beziehung mit ihrem „novio“ brach sie nach dem „Lucho-Abenteuer“ ab. Dafür widmete sie sich stärker denn je den Freundschaften mit den anderen Lehrerinnen und Lehrern und kam so langsam über ihre kurze, aber heftige Liebe hinweg. Ihr treuer Freund Jorge half ihr durch verstärkte Aufmerksamkeit ebenfalls dabei.
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Während Rosa sich immer intensiver in jeder freien Stunde ihrem Fernstudium widmete, begann Jorge ein autodidaktisches Englisch-Studium. Er beschäftigte sich plötzlich gedanklich mit der Idee der Emigration in die Vereinigten Staaten. Einige junge Burschen und Mädchen aus der Nachbarschaft, die nur wenige Schuljahre auf dem Buckel hatten, waren von heute auf morgen verschwunden. Ihre Familien bekamen nach einigen Monaten die ersten Geldüberweisungen. Allerdings galt der Ein oder Andere als verschollen. Jorge sah, im Gegensatz zu Rosa, keinerlei Möglichkeiten, sich in Ceiba Chica weiterzubilden. Den Sekundarschulabgängern fehlten Fortbildungseinrichtungen. Bisher konnte das Modellprojekt diese wegen fehlender finanzieller Mittel nicht auf die Beine stellen. Rosa wusste von Jorges Gedanken. Sie fand sein Englischstudium gut und half ihm bisweilen dabei, da sie in den Jahren ihres Pädagogikstudiums einen Englischgrundkurs belegt hatte. Aber sie warnte ihn davor, ebenso wie Hunderttausende Ecuadorianer, eine von Schleppern organisierte gefahrvolle, illegale Einreise in die Staaten zu wagen. Wie viele Landsleute kamen dabei unter die Räder? Auch musste das Leben dort in den meisten Fällen unter menschenunwürdigen Bedingungen verbracht werden, um den Angehörigen in Ecuador jeden Monat ein paar Hundert US$ überweisen zu können. Sie empfahl Jorge noch ein paar Jahre Geduld zu haben, bis sich die Berufsausbildungsmöglichkeiten auch in Ecuador verbessert hätten. Doch Jorge entgegnete, dass seine Eltern die jüngeren Geschwister aus der Schule nehmen wollten, damit sie auch zum Lebensunterhalt der Familie beitrügen. Vor allem übten die Eltern Druck auf die jüngeren Schwestern aus, so bald wie möglich zu heiraten, um die Zahl der hungrigen Mäuler zu verringern.
Die Diskussionen über dieses Thema brachten Rosa jedes Mal auf die Palme. In den Elternversammlungen kämpfte sie für die Idee, alles in den Familien zu unternehmen, um den Mädchen einen Hauptschulabschluss und die anschließende Sekundarschulausbildung in Zapotillo zu ermöglichen. Nicht selten rief sie dabei vehementen Widerstand der Männer mit ihrer Forderung auf den Plan, die Frustrationsbewältigung der Armut durch Alkoholgenuss zu unterlassen, um stattdessen das Geld für die Schulausbildung der Kinder zu reservieren.
Wieder einmal wurde in Ceiba Chica ein samstägliches Fest auf dem betonierten Schulgelände veranstaltet. Das begann in den späten Nachmittagsstunden mit einem Bingo-Spiel und anschließender Verlosung kleiner Geschenke. Ab neun Uhr abends war die Tanzveranstaltung angesagt. Ein Lehrer betätigte sich als Diskjockey. Er besaß eine fahrbare Diskothek und verdiente sich auf diese Weise an den Wochenenden ein Zubrot, in dem er durch die Gemeinden des Kantons tingelte. Das Tanzvergnügen war immer das Ereignis, das Groß und Klein mit Ungeduld erwarteten. Dann ging regelmäßig die Post ab und die Anwesenden nahmen die Gelegenheit wahr, ihre Tanzkünste zu präsentieren und gleichzeitig den Partnern oder Partnerinnen ihrer Wahl Sympathien entgegen zu bringen.
Jorge hatte sich schon den ganzen Tag vorgenommen, diesen Abend Rosita besonders zu imponieren. Seine Jeans waren frisch gewaschen. Dazu hatte er sein einziges weißes Hemd selbst mit einem alten Bügeleisen tadellos in Schuss gebracht. Im nahen Krämerladen ergatterte er ein Fläschchen billiges Eau de Cologne und ein Deodorant. Auch hatte er ein kleines Päckchen Pfefferminz-Kaugummi erstanden.
Rosa wurde zuerst von einigen Lehrerkollegen und Vätern ihrer Schulkinder zum Tanz aufgefordert, während Jorge mit den Lehrerinnen tanzte. Endlich aber gelang es ihm, mit Rosita zu tanzen. Sie wurden das von allen bewunderte Tanzpaar. Dabei half auch der Biergenuss. Rosa fühlte sich unbeschwert und wohl in den Armen von Jorge, der sie nach anfänglicher Unsicherheit mit der Leichtigkeit eines geübten Tänzers führte. Schnelle Merengue- und Cumbia-Rhythmen wechselten mit getragenen Boleros ab, wobei letztere die beiden Tanzenden in gegenseitiger Umarmung dazu brachten, nach und nach ihre Umgebung völlig zu vergessen.
Diesen Abend und diese Nacht ließ sich Rosita zum ersten Mal seit ihrem „Lucho-Abenteuer“, wie sie es nannte, von Jorge verführen. Der Altersunterschied, die Sorgen um die Zukunft, die Gedanken an verflossene Beziehungen, all das war wie vom Nachtwind über die karge Landschaft verweht. Sie und Jorge wollten nichts anderes tun, als die heutige wolkenlose Nacht in tiefen Zügen zu genießen. Es schien beiden, als ob übergroße Diamanten auf ihre kleine, ärmliche, aber auch zukunftsreiche Welt herabregnen würden.
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Im Jahr 2000 war G. während einer Durchreise von Quito nach Lima zum ersten Mal nach zwei Jahren wieder zu einem Kurzbesuch in Zapotillo. Das Modellprojekt war aus Mangel an finanziellen Ressourcen 1998 eingestellt worden, was u. a. auf die politischen Turbulenzen in diesen letzten Jahren vor der Jahrhundertwende zurückzuführen war. Was jedoch von dem Projekt in Ceiba Chica und den anderen beiden Projektstandorten fortdauerte, war der Aufbruchsgeist einer ganzen Schülergeneration, ein Verdienst, an dem Rosa einen entscheidenden Anteil hatte.
Zu seinem Bedauern traf G. weder Jorge noch Rosa in Ceiba Chica an. Auf sein Nachfragen hin antwortete die Direktorin der Schule:
„Jorge wanderte in der zweiten Hälfte 1998 nach Spanien aus, das in diesem Jahr seine Grenzen für Ecuadorianer geöffnet hatte. In dieser Zeit einer starken spanischen Wachstumsphase setzte eine beispiellose Emigrantenwelle aus Ecuador ein. Jorge bekam als einer der ersten ecuadorianischen Auswanderer eine Stelle als Erntehelfer in einer südspanischen, am Mittelmeer gelegenen Gegend. Von dort aus begann er, monatlich 400 US$ an seine Eltern, die nur noch begrenzt arbeiten können, zu schicken. Das ermöglicht den weiteren Schulbesuch seiner jüngeren Geschwister, auch der Mädchen. Bald nach seiner Ankunft in Spanien ließ uns Jorge wissen, er hätte sich in einem Abendgymnasium eingeschrieben, um den spanischen Oberschulabschluss zu bekommen.
Rosita beendete ihre „licenciatura“ (Gymnasiallehrer-Abschluss) ein Jahr später in Loja. Wir hofften alle, sie würde sich danach um eine Stelle in der Sekundarschule in Zapotillo bewerben. Aber sie entschied sich anders. Sie emigrierte vor einem Jahr ebenfalls nach Spanien, um dort mit Jorge ein neues Leben zu beginnen. In ihrem letzten gemeinsamen Jahr in Ceiba Chica waren die beiden unzertrennlich geworden. Rosa sagte uns vor ihrer Ausreise, sie wollte versuchen, an einer spanischen Universität Mathematik oder Biologie weiter zu studieren. Aber zuerst wäre sie wohl darauf angewiesen, ebenso wie Jorge, sich ihr Geld in der Landwirtschaft zu verdienen. Leider haben wir in der Zwischenzeit wenig von den beiden gehört.“
Als G. seine Weiterreise fortsetzen wollte, lud die Direktorin, die jetzt in Rosas Zimmer wohnte, ihn und die anderen Lehrerinnen und Lehrer zur schönsten Nachmittagsstunde unter den Faique-Baum vor Rosas ehemaliger Hütte ein, um noch zusammen ein Bier zu trinken und der gemeinsamen Jahre mit Rosa und Jorge zu gedenken. Was wird wohl aus beiden geworden sein?
Ende