Laurence oder der Sommer der Anarchie
Submitted by HermannLaurence oder der Sommer der Anarchie - 3. Kapitel
Foto: Wikimedia Commons, Bildnis der ägyptischen Göttin Isis, die ein herausragendes Beispiel für weibliche Gottheiten darstellt (Erlaubte Frage: „Ist Gott männlich oder weiblich?“), Autor: Ägyptische/r Maler/in um 1360 v. Chr.
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„Hallo Ihr beiden, das Abendbrot ist angerichtet!“ François rief vom Garten hinauf nach Laurence und Rudolf. Die beiden hielten erschrocken inne in ihrem angeregten Gespräch. Laurence erhob sich als Erste. „Rudolf, Morgen um die gleiche Zeit machen wir weiter. Ich habe das Gefühl, wir werden noch viel über einander erfahren.“ Hastig umarmte sie Rudolf und gab ihm einen Kuss auf den Mund, bevor sie das Zimmer verließ und eilig die Treppe zum Garten hinunter lief.
Noch ein wenig benommen von der ersten Unterrichtsstunde mit Laurence wusch Rudolf sein Gesicht mit kaltem Wasser ab, schüttelte sich und begab sich ebenfalls in den Garten, wo der Tisch mit Käse, Schinken, Weintrauben, Baguettes und einer Flasche Rotwein angerichtet war.
„Wir wollen es uns schmecken lassen. Gebt mir Eure Gläser! Ich habe einen edlen Roten Bordeaux billig erstehen können. Jetzt müsst Ihr mir unbedingt über Eure erste Deutsch-Stunde berichten.“ François war bei bester Laune. Der beginnende Spätsommerabend zog mit angenehmer Kühle herauf. Noch konnten sich die Drei über zwei helle Abendstunden erfreuen, in denen sich die Natur um sie herum allmählich zum Schlaf anschickte.
„Ich hätte aber zuerst gern etwas über Eure Fahrt nach Matha erfahren,“ warf Rudolf ein. „Da gibt’s nichts groß zu erzählen. Hat Laurence nicht darüber gesprochen? Das war ein ganz gewöhnlicher Marktbesuch, das Übliche.“
Rudolf hatte den Eindruck, Laurence wollte zumindest zu Beginn ihrer gemeinsamen Deutsch-Stunden die doch recht vertrauliche Konversation mit ihm nicht gegenüber François ausbreiten. So antwortete er sozusagen in beider Namen: „François, wir haben uns allgemein über den Themen-Komplex Matriarchat-Patriarchat ausgetauscht. Gab oder gibt es überhaupt matriarchalische bzw. mutterrechtliche Gesellschaften? Und wenn ja, war für diese Gott eine Frau?“
„Meine Güte, da habt Ihr Euch ja nicht gerade das einfachste Thema ausgesucht. Das sieht Laurence ähnlich, dass sie geradewegs die Matriarchats-Problematik auf den Tisch legt. Darüber haben wir uns in den Anarcho-Zirkeln den Mund fusselig geredet.“
Laurence war Rudolf dankbar, dass er beider persönlich gehaltenes Gespräch auf diese Weise verallgemeinerte. „Ich muss Euch Männern hier eine Geschichte erzählen, die mir im Frühsommer eine befreundete portugiesische Kommilitonin mitteilte. Diese Geschichte könnt Ihr glauben, oder auch nicht. Jedenfalls bestätigt sie, dass es einigermaßen egalitäre Gesellschaften gibt, in denen das Mutterrecht vorherrschend ist und das Patriarchat nicht existiert.“
„Na da bin ich mal gespannt,“ platzte es aus François heraus. „Warum kenne ich denn die Geschichte nicht? Hättest sie mir doch schon längst erzählen können.“
„Muss ich Dir alles erzählen? Du bist doch wohl nicht ein kleiner ‚Pierre-Joseph Proudhon‘, ein Patriarch, dem das Weibchen geflissentlich zu dienen und alles zu erzählen hat,“ scherzte Laurence. Sie wusste, wie man François mit Proudhons nahezu unübertroffenem Sexismus ärgern konnte, obwohl er ansonsten Proudhons libertäre, anarchistische Positionen begeistert verteidigte, besonders die These, Eigentum, erworben ohne eigene Arbeitsleistung, sei Diebstahl an den Produzenten in Landwirtschaft und Industrie. Klar, den Antisemitismus Proudhons verurteilte François ebenfalls. Aber die patriarchalische Familienstruktur sozusagen als Keimzelle einer freiheitlichen Gesellschaft und Welt hinzustellen, das ging entschieden zu weit. Und mit Recht, wie François fand, wurde in der zeitgenössischen anarchistischen und feministischen Diskussion diese frauenfeindliche Auffassung Proudhons, der sich erstmals als Anarchist bezeichnete, aufs Heftigste bekämpft.
„Laurence, bevor Du mit Deiner Geschichte loslegst, lass uns auf diesen gemeinsamen Sommer, die Freiheit und die ‚Egalitäre Gesellschaft‘ anstoßen. Ich gestehe, dass ich mich in Eurer Gesellschaft ausgesprochen wohl fühle.“ Mit diesen Worten prostete Rudolf seinen beiden neuen Freunden zu und lobte François für die ausgezeichnete Auswahl des Roten Bordeaux‘.
Nach einem kräftigen Schluck Rotwein begann Laurence mit ihrer Erzählung. „Ende des vergangenen Wintersemesters berichtete mir Fernanda, die aus Coimbra in Zentral-Portugal stammt, von ihrer Reise ins gerade vom portugiesischen Kolonialjoch unabhängig gewordene Guinea Bissau.“
„Laurence, rasch eine Zwischenfrage betreffend der Eroberungen germanischer Völker im Süden Europas und Norden Afrikas während des Zerfalls des Römischen Imperiums: Wurde Coimbra, die eine von Römern erbaute Stadt war, nicht von den Völkern der Sueben und Westgoten verwüstet, so wie es auch die Wandalen mit den Siedlungen der Berber in der Kabylei im fünften Jahrhundert nach Christi machten?“
Bei ihrer Antwort sah Laurence Rudolf mit ernstem, melancholischen Blick direkt in die Augen. Ihm schien es, als sähe sie durch ihn hindurch in eine unbestimmte Ferne. „Rudolf, Du weißt sicher, dass germanische Völker schon seit dem frühen Mittelalter in Europa und darüber hinaus bis auf den heutigen Tag Zerstörung und Leid unter anderen Völkern ausgestreut haben. An mir und anderen Südländern kannst Du bis heute den Einfluss der weißen, germanischen Männer mit ihren blonden Haaren erkennen. Gern haben sie sich mit einheimischen Frauen vermischt, während die einheimischen Männer nicht auf Nachsicht zählen konnten, es sei denn unter der Bedingung totaler Unterwerfung. Ich wäre froh, wenn der Zweite Weltkrieg das patriarchalische Superioritätsdenken und den Rassendünkel der Deutschen ein für alle Mal aus der Welt geschafft hätte.“
Rudolf und François hatte diese Antwort, die keinen Widerspruch zuließ, betroffen gemacht. Vor allem Rudolf hatte auch den Eindruck, diese Antwort müsste irgendwie mit der Rätselhaftigkeit von Laurence zusammenhängen. Vielleicht könnte er in der nächsten Deutsch-Stunde etwas mehr über die Gedankenwelt von Laurence erfahren. Diese nahm nach einer kurzen Pause ihre Erzählung wieder auf: „Fernandas Cousin war einer der jungen Offiziere, die die unblutige Nelkenrevolution am 25. April 1974 in Portugal mit initiierte. Er hatte einige Jahre in der portugiesischen Kolonie in Westafrika am Krieg gegen die guineisch-kapverdische Befreiungsfront teilgenommen und war zusammen mit anderen jungen Offizieren zur Auffassung gekommen, dass Portugal endlich sein Kolonialreich und die Diktatur des „Estado Novo“, des faschistischen portugiesischen Systems, durch Salazar begründet, abschaffen müsse. Dieser Cousin hatte sich sehr für die verschiedenen animistischen und islamisierten Völker dieses Landes interessiert, unter anderem für die in matrilinearer Weise organisierten ‚Bijagos‘, die auf dem gleichnamigen Archipel zuhause sind. Er hatte Fernanda überreden können, zusammen mit ihm im Frühjahr diesen Jahres Guinea Bissau zu besuchen. Wie er sagte, wollte er ihr den ganzen Wahnsinn des portugiesischen Kolonial-Faschismus am Beispiel Guinea Bissaus vor Augen führen. Es wäre auch eine Lektion, um Ideen für ein neues, demokratisches Portugal zu entwickeln.“
Bei diesen Ausführungen unterbrach Rudolf Laurence ein zweites Mal, um kurz auf die deutsch-portugiesischen Verwicklungen des letzten Jahrzehnts einzugehen. Auch fühlte er sich genötigt, auf die derzeitigen innenpolitischen Verhältnisse in Deutschland hinzuweisen. „Laurence, in Deutschland haben linke Studentengruppen den antikolonialen Befreiungskampf in den portugiesischen Kolonien ebenfalls unterstützt, was der Brandt-Regierung überhaupt nicht recht war. Mit Willy Brandt und der Sozialdemokratischen Partei war es mit Ausnahme der Neuorientierung der Ostpolitik ein einziges Trauerspiel. Brandt selbst floh einst vor dem deutschen Faschismus und bekämpfte diesen von Norwegen und Schweden aus. Studenten und Schüler, die seit 1971 ab 18 Jahren wählen können, verhalfen ihm durch ihre Stimmen zur Kanzlermacht, was er mit dem Radikalenerlass und der fehlenden Unterstützung der studentischen Mitbestimmungs-Forderung nach ‚Drittelparität‘ in universitären Entscheidungsgremien beantwortete. Portugal hatte als Nato-Mitglied bis zur Nelkenrevolution am 25. April 1974 die volle Unterstützung des westlichen Militärbündnisses einschließlich Deutschlands. Und deutsche transnationale Unternehmen wie Siemens machten in den portugiesischen Kolonien blendende Geschäfte, u. a. mit dem Bau des Cahora-Bassa Staudamms in Mosambik, der Strom in das benachbarte südafrikanische Apartheidsregime liefern sollte.“
„Rudolf, ich bin mir dessen bewusst. Zu unserem Leidwesen müssen wir jetzt jeden Tag zur Kenntnis nehmen, wie seit Ende der sechziger Jahre Regierungen und das kapitalistische Establishment unsere Revolte mit dem Ziel erweiterter Freiheitsrechte zu Fall zu bringen versucht. Die Ausnahme von dieser Regel ist der Kampf der Frauen für volle Gleichberechtigung, was das Recht auf Schwangerschaftsverhütung und Abtreibung einschließt. Bezüglich des letzten Punktes ist dieses Jahr 1975 ein Schlüsseljahr. Seit Januar haben wir in Frankreich das Recht auf Abtreibung durchgesetzt, die „Loi Veil“. In Deutschland wird es ebenfalls nicht mehr lange dauern, bis Frauen über ihren Körper und die Schwangerschaft selbst bestimmen können. Doch in der Praxis gibt es noch viel zu verbessern. Aber jetzt hört Euch erst einmal die Geschichte aus Bissau an. Vielleicht können wir etwas daraus lernen.“
Nun begann Laurence die Beschreibung des Volkes der Bijagos. „Vor allem durch das im 19. Jh. beginnende Vordringen der islamisierten Völker der Mandinga und Fula vom Senegal und Mali aus in Richtung der guineischen Atlantik-Küste sahen sich die animistischen Bijagos gezwungen, auf dem gleichnamigen Archipel, wenige Kilometer von der atlantischen Küste entfernt, Zuflucht zu suchen. Heute siedeln auf etwa 20 Inseln 15.000 Menschen. Die Bijagos haben sich bis zu Beginn des Zweiten Weltkrieges erfolgreich gegen die portugiesische Kolonialmacht militärisch und kulturell gewehrt. Sie waren ebenfalls mit den übrigen animistischen Völkern der Balante, Mandjaco, Pepel und anderen die hauptsächlichen Träger des zehnjährigen bewaffneten Befreiungskampfes. Das hatte zur Folge, dass ihre animistische, matrilineare, horizontal organisierte Sozialstruktur bis in die Gegenwart nahezu unverändert erhalten geblieben ist. Dabei ist die Rollenverteilung zwischen den Geschlechtern und auch den Altersgruppen strikt festgelegt. Die Männer haben in der Gesellschaft prinzipiell die Aufgabe der Verteidigung, des Meeresfischfanges und der Palmweinernte. Die Frauen nehmen vornehmlich den Ackerbau und das Ernten der Krustentiere in den reichen Mangrovenwäldern und Küstennähe wahr, aber darüber hinaus auch den Hausbau. Die Altersgruppen unterteilen sich in die zwei Kinder-Gruppen bis sieben, acht Jahre und dann bis zur Geschlechtsreife. Danach beginnt die Gruppe der Jugendlichen bis etwa 20 Jahre. Der darauf folgende Initiationsritus für die zukünftigen heiratsfähigen Erwachsenen dauert bei Frauen mehrere Monate, bei den Männern einige Jahre. Die heiratsfähige Frau sucht sich ihren Mann aus der benachbarten Gemeinde aus, in dem sie ihm ein Essen bereitet, das er ablehnen kann. Ist die Heirat beschlossen, zieht der Bräutigam in das von der Braut gebaute Haus, das auf dem vom Rat der Weisen Frauen ausgewählten Grund errichtet ist, d. h. der Mann reiht sich in die Abstammungslinie seiner Frau ein. Kommt der Mann seinen Pflichten als Ehemann und Vater nicht erwartungsgemäß nach, kann er verstoßen werden, und das nicht nur aus dem Verband der Familie seiner Frau sondern auch aus dem Gemeindeverband. Eine solche ‚Strafe‘ der Isolation von Familie und Gemeinde führt nicht selten zum Suizid des Mannes. In Zeiten des Friedens wird die überschaubare Gemeinde, in der sich alle Mitglieder kennen, von dem Rat der verheirateten Frauen geleitet, der auch Grund und Boden zwischen den Familien aufteilt. Unter diesen haben die ältesten, die Weisen Frauen, die Aufgabe, die Initiationsriten der Altersgruppen anzuführen, Krankheiten zu heilen, Geburtshelferinnen zu sein und die Schwangerschaftsvorsorge anzuleiten sowie eventuell Abtreibung zu überwachen. Im Konfliktfall bzw. Kriegsfall übernehmen die ältesten Männer die Entscheidungen. Diese dirigieren auch die Initiationsriten der männlichen Mitlieder.“
„Mein Gott, da gibt es ja viele Hinweise, wie ein anarchistisches Gemeinwesen aussehen könnte,“ meinte François. Rudolf seinerseits entgegnete: „Also, ich glaube, dass zuerst die Abwesenheit einer Zentralinstanz, die alleinige Entscheidungsbefugnis hat, wichtig ist. Stattdessen ruhen Entscheidungen gleichmäßig verteilt auf den Schultern der verheirateten Frauen, die eine soziale Kontrolle gegenüber den Männern ausüben. Wenn ich mich recht entsinne, waren mutterrechtliche gesellschaftliche Systeme, die weit am Anfang der Menschheitsgeschichte stehen, auch dadurch charakterisiert, dass bei Frauen der Machttrieb wesentlich geringer ausgeprägt ist als bspw. in patriarchalischen Systemen. Matriarchate waren immer segmentäre Gesellschaften, d. h. überschaubar bezüglich einer Abstammungslinie. Ich kenne kein Beispiel von mutterrechtlichen Gesellschaften, die ein ‚Reich‘ beherrscht hätten. Das geschah erst mit Beginn patriarchalischer Herrschaft. Freilich, auch Frauen lassen gelegentlich ihre männlichen Seiten unverhältnismäßig stark zur Geltung kommen, um es den Machos an Machtgehabe gleichzutun. Aber das sind wohl eher die Ausnahmen, wie man ja auch in der modernen Geschichte beobachten kann. Und Matriarchate waren sicher auch nicht auf Eroberung aus, sondern auf Erhaltung des Friedens und der materiellen Versorgung der Familie.“
„Meine beiden lieben Männer! Ihr kennt sicher den ersten wichtigen Matriarchatsforscher Johann Jakob Bachofen, der 1861 das Werk ‚Das Mutterrecht‘ herausgebracht hat, was ich mit anderen Frauen in einem Arbeitskreis erörterte. Da haben wir dann auch von Friedrich Engels den ‚Ursprung der Familie, des Eigentums und des Staates‘ durchdiskutiert. Seitdem berufen sich zahlreiche WissenschaftlerInnen aber auch SchriftstellerInnen auf diese und weitere Forschungen zu frühen mutterrechtlichen Gesellschaftssystemen.“
„Liebe Laurence, wenn Rudolf und ich jetzt Deine lieben Männer sind, so sind wir auf dem besten Weg zu einer ‚Polyandrie‘, einer Vielehe der Frau,“ stellte François lachend fest.
„Du weißt schon, wie ich das gemeint habe.“ Laurence war froh, dass die hereinbrechende Dunkelheit ihr Erröten verbarg. Erst nach ihrem Einwand wurde Ihr bewusst, dass sie sich mit den ‚beiden lieben Männern‘ ungewollt die Zunge verbrannt hatte. Doch schnell fasste sie sich und schob hinterher: „So schlecht wäre das nun nicht mit zwei Männern. Ob ich allerdings Euch auswählen würde, müsste ich mir erst einmal durch den Kopf gehen lassen.“
Rudolf wollte auf diese Bemerkung von Laurence nicht eingehen. Vielleicht würde er das später anlässlich einer Deutsch-Stunde machen. Er fühlte sich schon zu sehr von Laurence‘ Ausstrahlung angezogen, als dass er unbefangen hätte antworten können. François sollte ebenfalls nichts von seinen heraufziehenden Empfindungen mitbekommen. So ging er nochmals auf die Ursprünge von matrilinearen Gesellschaften zurück: „Mir scheint es wichtig zu sein, worauf auch Bachofen hinwies, dass nach der patriarchalischen Phase der Sammler- und Jägergesellschaften die Sesshaftigkeit und damit verbunden die in der Familie wichtige wirtschaftliche Stellung der Frau durch landwirtschaftliche Tätigkeit zur Herausbildung des Matriarchates beigetragen hat. Daneben wurden Frauen seit Beginn der Menschheitsgeschichte als Schöpferinnen verehrt, zusammen mit der ‚Mutter Erde‘, der Schlange und dem Mond. Deshalb geht wohl auch die Versinnbildlichung eines einzigen ‚Schöpfers oder Schöpferin‘ mit der Verehrung weiblicher Gottheiten, die die Verbindung zu den Sterblichen herstellen, einher. Die weitere technologische Entwicklung, vor allem von Waffen, hat dann in der Folge Männern Instrumente in die Hand gegeben, um sich patriarchalisch auszutoben und Herrschaft auf Kosten von Unterdrückten zu errichten.“
„Ich sehe das ähnlich. Wenn doch bloß Männer in ihrer Gesamtheit mehr von weiblichen Eigenschaften geprägt wären, ginge es der Menschheit wesentlich besser. Ich würde dem Ausspruch von Simone de Beauvoir aus ‚Das andere Geschlecht‘: - Man ist nicht als Frau geboren, man wird es – gern hinzufügen: - Man ist nicht als Kabylin, Französin oder Deutsche geboren, man wird eine solche – Das bedeutet: Wir werden alle als Mensch geboren. Was wir daraus machen, bestimmen wir selbst, bzw. wir lassen leider zu, was patriarchalische Gesellschaften aus uns machen.“
Nach diesen Worten erhob sich Laurence, um Schlafen zu gehen. Sie entschuldigte sich wegen plötzlich aufkommender Müdigkeit. Auch François und Rudolf gingen nach einem letzten Schluck Rotwein Schlafen. In dieser Nacht hörte Rudolf nichts von ihrem sonst üblichen Liebesspiel vor dem Einschlafen, dessen Zeuge er für gewöhnlich wurde, da sein Dachzimmer unmittelbar über dem Zimmer des verliebten Pärchens lag.
Foto: Wikimedia Commons, Originalausgabe von Simone de Beauvoirs ‚Das Andere Geschlecht‘ (1949)
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